Geschichte der UFU
Die Ukrainische Freie Universität (UFU) ist stolz auf ihre 100-jährige Geschichte als europäische Hochschule und Zentrum des ukrainischen Bewusstseins in Westeuropa. Gegründet im Jahr 1921 in Wien, zog die Universität noch im gleichen Jahr nach Prag, wo sie vierundzwanzig Jahre lang florierte. Als sich die sowjetischen Truppen den Grenzen von Prag näherten, wurde ein Großteil der Universität nach Bayern evakuiert. Hier setzte die UFU ihre Tätigkeit fort. Das Kultusministerium Bayerns erkannte die von UFU verliehenen Master-, Doktor- und Habilitationstiteln voll an. So ist die UFU eine der ältesten privaten Universitäten Deutschlands und die einzige Universität außerhalb der Ukraine, in der auf Ukrainisch, Deutsch und Englisch gelehrt wird.
das Jahr 1921 – Wiener Zeit
Die Geschichte der UFU ist eng mit der Geschichte der ukrainischen Unabhängigkeit in den frühen 20er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts verbunden. Die Gründer der Universität waren herausragende Persönlichkeiten und Wissenschaftler, die an der Gründung und Verteidigung der Ukrainischen Volksrepublik unmittelbar beteiligt waren und nach dem Zerfall der Republik ins Exil gingen.
Unter den Gründern der Universität waren der berühmte Mychajlo Hruševs’kyj, Leiter des Ukrainischen Zentralrats und der Ukrainischen Volksrepublik, sowie Professor für Geschichte Olexander Kolessa, ehemaliger Abgeordneter im Abgeordnetenhaus des Österreichischen Reichsrates, Leiter der diplomatischen Mission der Westukrainischen Volksrepublik in Rom und Professor für Geschichte und Literatur.
M. Hruševs’kyj leitete das Ukrainische Soziologische Institut in Wien, während O. Kolessa Leiter der Akademischen Abteilung des Wiener Vereins der Ukrainischen Journalisten und Schriftsteller war. Der Initiative zur Gründung einer ukrainischen Universität schloss sich auch die Fördergesellschaft der ukrainischen Studenten an. Die offizielle Eröffnung fand im Januar 1921 statt. Ab dem Sommersemester wurde die Lehrtätigkeit aufgenommen.
Angesichts der Tatsache, dass Wien nicht mehr das Zentrum der ukrainischen Diaspora darstellte, zog die UFU bereits nach dem ersten Semester nach Prag, wo das kulturelle, politische und akademische Leben des ukrainischen Exils brummte.
von 1921 bis 1945 – Prager Periode
Die Prager Periode wird oft als „goldene Periode“ in der Geschichte der Universität bezeichnet. In Prag wurden der UFU von der Karls-Universität, mit der die UFU eine enge Zusammenarbeit begann, Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. Zudem wurde sie von der Regierung der Tschechoslowakischen Republik unter Präsident Tomáš Masaryk finanziell unterstützt.
Zu dieser Zeit lebte in Prag eine beachtliche Anzahl ukrainischer Professoren, Wissenschaftler und Studenten. Dies trug wesentlich zur Entwicklung der Universität bei. An der Universität wurden zwei Fakultäten – die philosophische Fakultät sowie die Fakultät für Rechts- und Wirtschaftswissenschaften – errichtet.
Im ersten Semester schrieben sich 700 Hörer ein. Auch wenn die Ukrainer die Mehrheit der Studierenden darstellten, waren an der UFU auch Deutsche, Letten, Russen, Rumänen, Ungarn, Belarussen und Polen eingeschrieben.
Unter den bekannten Professoren waren: Dmytro Antonovyč, Stanislav Dnistrjans’kyj, Dmytro Dorošenko, Stepan Smalʼ-Stocʼkyj, Volodymyr Starosol’s’kyj, Stepan Rudnycʼkyj, Andrij Jakovliv und Iwan Ohijenko. Als die sowjetischen Truppen 1945 Richtung Prag marschierten, verließen viele Professoren und Studenten Prag und emigrierten überwiegend nach München. Der damalige Rektor der UFU Avhustyn Vološyn entschied sich, nicht nach Deutschland zu gehen. Er wurde vom NKWD gefasst, verhaftet und vermutlich erschossen. Das Vermögen der UFU wurde zusammen mit dem Archiv, der Bibliothek und anderen Dokumenten von der Roten Armee konfisziert und in die UdSSR geschickt.
ab dem Jahr 1945 – Münchner Periode
Im Jahre 1945 fanden sich einige Funktionäre der UFU im zerstörten München wieder, um die Tätigkeit der Universität wiederaufzunehmen. Trotz aller Hindernisse ist es ihnen gelungen und eine wichtige Rolle spielte dabei Vadym Ščerbakivs’kyj, der bekannte Historiker, Archäologe und erster Rektor der UFU in Deutschland. Das erste Gebäude der UFU war die deutsche Schule, wo dann intensiv am Ausbau der UFU gearbeitet wurde. Als Ergebnis dieser erfolgreichen Arbeit erkannte die bayerische Staatsregierung im Jahre 1950 die von der UFU verliehenen akademischen Grade offiziell an.
Von 1962 bis 1996 wurde die UFU vom Bund und von 1962 bis 2006 vom Freistaat Bayern gefördert. Am Anfang fungierte die UFU als Bildungseinrichtung für Emigranten mit Fokus auf die ukrainische Diaspora in Deutschland, Amerika und Kanada. Das Studium öffnete ihnen Türen zur Bildung-, Wissenschafts-, und Unternehmenswelt. Unter den Absolventen dieser Zeit waren zudem auch bekannte Namen wie z.B. J. Ševelov, W. Deržavin, I. Fiser, L. Rudnyz’kyi, J.Bojko, Blochin, l. Vynar und A. Žukovs’kyi.
Mit der Unabhängigkeitserklärung der Ukraine im Jahre 1991 wurde die Universität zur einzigen europäischen Universität, wo Studenten aus der Ukraine die Möglichkeit bekamen auf Ukrainisch zu studieren, ein Praktikum in Deutschland zu absolvieren und ein Netzwerk beruflicher Kontakte aufzubauen.
Viele Absolventen und Absolventinnen der UFU sind bekannte Persönlichkeiten, Wissenschaftler und Experten, überwiegend aus der Ukraine, z.B. Serhiy Kvit, ehemaliger Minister für Bildung und Wissenschaft der Ukraine, Petro Stezjuk, ehemaliger Richter des ukrainischen Verfassungsgerichts, Myroslava Antonovyč, ehemalige Richterin ad hoc des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte und Leiterin des Zentrums für Völkerrecht an der Nationalen Universität Kiew-Mohyla-Akademie sowie Leiterin der Abteilung für internationales Recht an der UFU, Oleksij Habjuk, Professor an der Wirtschaftsuniversität in Düsseldorf, Kateryna Šosland, Leiterin der Personalabteilung des deutschen Finanzhauses Finum und Dozentin an der UFU, Oleksandr Marusiak, ehemaliger Experte der Polizeireform in der Stadt Černivzi und nun Experte beim deutschen Programm „Migration for Development“ am Zentrum der internationalen Migration und Entwicklung (CIM).